BUND-Kreisgruppe Oberhausen
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Anregungen gem. §24 Gemeindordnung NRW: Erhalt und Vergrößerung des Baumbestands in Oberhausen durch nachhaltige Maßnahmen fördern

04. September 2019 | BUND, Klimawandel, Lebensräume, Naturschutz

Wir regen an, die Bäume unserer Stadt vor dem Hintergrund fortschreitender Klimaerwärumg stärker in den Blick zu nehmen und folgende Maßnahmen zum Schutz der Bäume auf ihre Machbarkeit zu überprüfen

Anregung gem. § 24 Gemeindeordnung NRW: Erhalt und Vergrößerung des Baumbestands in Oberhausen durch nachhaltige Maßnahmen fördern

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Schranz,

angesichts der hohen Anzahl  abgestorbener Stadtbäume (ca. 800 Bäume laut Presseberichten) infolge der langanhaltenden Hitze- und Trockenheitsperioden in 2018 und 2019  halten wir es für dringend geboten, dass die Stadt Oberhausen im eigenen Entscheidungs- und Verantwortungsbereich alle Maßnahmen ergreift, dem dramatischen Rückgang des Baumbestands in Oberhausen entgegenzuwirken.

Hierzu möchten wir anregen, der Pflege der bestehenden Bäume und der Vergrößerung des Baumbestands insgesamt eine stärkere Aufmerksamkeit als bisher zu widmen. Denn Bäume haben mit vielfältigen Funktionen und mit ihrem ausgeprägten Blätterdach einen hohen Stellenwert für das Stadtklima. Zu diesen Funktionen zählen das Filtern der Luft und das Binden von CO₂, Staub, die Abkühlung in Hitzeperioden durch die Verdunstung und Schattenspende sowie das Mindern von Lärm. Bäume nehmen CO₂ auf und erzeugen Sauerstoff, sie bieten Lebensräume für Insekten, Kleinsäuger, Vögel und andere Organismen. Sie haben damit eine ökologische Funktion und lassen mit ihrem Wuchs die Jahreszeiten erleben. Als Gestaltungselement übernehmen sie in der Stadt Funktionen in der Verkehrsführung, Verkehrsberuhigung und Wohnumfeldverbesserung. Sie dienen der Identifikation mit dem Wohnort und sind für viele Menschen liebgewonnene Mitgeschöpfe. Allein aus diesen Gründen gebührt den Bäumen in unserer Stadt ein besonderer Schutz, ganz abgesehen vom wirtschaftlichen Wert.

Stadtbäume sind einer Vielzahl von Stressfaktoren ausgesetzt, die ihre Vitalität hemmen. Durch beengte und versiegelte Baumscheiben, durch Bodenverdichtung entsteht häufig nur eine unzureichende Sauerstoff- und Wasserversorgung der Wurzeln. Daneben leiden Stadtbäume im Sommer häufig unter Wassermangel und hohen Temperaturen, vor allem durch die nächtliche Rückstrahlung der Gebäude und versiegelte Flächen. Sie sind Schadstoffimmissionen, Urin- und Salzbelastungen ausgesetzt und müssen Beschädigungen im Wurzel-, Stamm- und Kronenbereich ertragen.  Die fortschreitende Klimaerwärmung verschärft diese Situation weiter. Nach den Prognosen der Klimaforscher werden Hitzeperioden und Unwetter künftig zunehmen. Stürme treffen die angeschlagenen Bäume besonders stark und können zum Abknicken der Stämme und Entwurzelungen führen. Der Klimawandel begünstigt auch die Ausbreitung von Parasiten der Bäume, wie z.B. Borkenkäfer, Gespinstmotte, Eichenprozessionsspinner oder Rußrindenpilz.

Wir regen an, die Bäume unserer Stadt auf diesem Hintergrund stärker in den Blick zu nehmen und folgende Maßnahmen zum Schutz der Bäume auf ihre Machbarkeit zu überprüfen:

  • Regelmäßige Baumkontrolle – mindestens einmal pro Quartal.
  • Pflegeschnitt der Kronen und andere Maßnahmen zum Erhalt großer Bäume
  • Wurzelraum groß, humusreich und locker gestalten – nicht nur bei Neupflanzungen, sondern auch bei alten Bäumen Versiegelungen entfernen und Boden auflockern
  • Baumscheiben vor parkenden Autos schützen (Gefahr der Bodenverdichtung und Schädigung der Baumrinde)
  • Bepflanzung der Baumscheiben (vorzugsweise mit insektenfreundlichen Blütenpflanzen)
  • Entfernung von Parasiten mit möglichst schonenden Verfahren
  • Bäume vor Hundekot und -urin schützen:  z.B. durch entsprechende Hinweise an Hundehalter und eventuell Absperrungen, die Hunde abhalten; z.B. durch Bereitstellung von genug Hundekotbeuteln und ausreichende Anzahl von geeigneten Abfallbehältern.
  • Öffentliche Wasserentnahmestellen zum Gießen der Bäume in Hitzeperioden bereitstellen
  • Niederschlagswasser auffangen und zum Bewässern nutzen
  • Jungbäume effizient mit Wasser versorgen – hier wäre zu überprüfen, ob durch Plastikrohre, die schon bei der Pflanzung zur Wurzel geführt werden, oder durch Wassersäcke eine optimale Versorgung erreicht werden kann
  • Bürger*innen sollten zur Pflege von Baumscheiben motiviert und für Baumpatenschaften gewonnen werden.
  • Der jeweilige Baum des Jahres sollte populär gemacht werden
  • Besondere Bäume könnten mit Unterstützung der Naturschutzverbände als Naturdenkmale ausgewiesen werden
  • Entnahme abgestorbener Bäume möglichst schonend für die angrenzende Vegetation und Erhalt von Totholzbäumen (z.B. für Höhlenbrüter) in Parkanlagen, wenn keine Verkehrsgefährdung gegeben ist.
  • Ersatzpflanzung für abgestorbene Bäume: mindestens zwei Jungbäume bzw. entsprechender ökologischer Ausgleich für einen Baum mit 80 cm Stammumfang
  • Neupflanzungen zur Erhöhung des Baumbestands auf geeigneten städtischen Flächen und Festlegung dieses Ziels in Bebauungsplänen und bei Straßenbaumaßnahmen. 
  • Bei Neupflanzungen hitze- und trockenheitsresistente Baumarten verstärkt berücksichtigen.

Der Rat und die Öffentlichkeit sollten mindestens zwei Mal jährlich über den Zustand des Baumbestands in Oberhausen und die Umsetzung der Maßnahmen zum Schutz der Bäume informiert werden, um so die weitere Entwicklung verfolgen zu können.

Wir sind gespannt auf Ihre Beratungen und stehen bei Rückfragen gerne bereit.

Mit freundlichen Grüßen,

Cornelia Schiemanowski, Sprecherin der BUND-Kreisgruppe Oberhausen

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