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BUND Oberhausen kritisiert präventiven Einsatz von Bioziden gegen den Eichenprozessionsspinner (EPS)

07. November 2019 | Biotopschutz, Chemie, Landwirtschaft, Lebensräume, Pressemitteilung

Um das Problem mit den Eichenprozessionsspinner in den Griff zu bekommen sollten mehr auf natürliche Methoden zur Regulierung der Population gesetzt werden.

BUND Oberhausen kritisiert  präventiven Einsatz von Bioziden gegen den Eichenprozessionsspinner (EPS) -  mehr auf natürliche Methoden zur Regulierung der Populationen setzen!

Der Eichenprozessionsspinner ist eine in Deutschland seit mindestens Mitte des 18. Jahrhunderts  einheimische Schmetterlingsart. Die Raupen bilden ab dem 3. Entwicklungsstadium Brennhaare aus, die ein Nesselgift enthalten. Dieses kann beim Kontakt mit Menschen Hautausschläge verursachen. In seltenen Fällen können auch Reizungen der Augen oder der Bronchien auftreten. Von daher kann vom Eichenprozessionsspinner temporär eine gesundheitliche Gefahr, insbesondere im Umfeld von Schulen, Kindergärten und Spielplätzen, ausgehen, die eine Bekämpfung rechtfertigen. Der Einsatz von Bioziden sollte dabei aber auf begründete Ausnahmefälle beschränkt bleiben. Was nach Ansicht des BUND gar nicht sein darf, ist, das Mittel präventiv, d.h. ohne Nachweis, dass überhaupt ein Befall vorliegt, einzusetzen. Das mag zwar unterm Strich preiswerter und bequemer sein, ist aber aus der Perspektive des Naturschutzes nicht sinnvoll.

Es ist nicht ohne Grund so, dass im Stadtwald aufgrund gesetzlicher Vorgaben keine präventiven Maßnahmen vorgenommen werden dürfen, wie Stadtförster Halm im Artikel der WAZ Oberhausen vom 4.11.2019 zitiert wird. Denn der Einsatz von Bioziden ist immer mit weiteren Umweltschäden verbunden. Das gilt auch für  NeemProtect mit dem Wirkstoff  Margosa-Extrakt des indischen Neem-Baums. Es hat laut Umweltbundesamt eine hohe aquatische Toxizität und wirkt auch auf alle anderen Insektenarten. Es besteht auch das Risiko indirekter Wirkungen v.a. für insektenfressende Vogel- und Fledermausarten.

Ein weiteres Problem dabei: Die für die Ausbringung eingesetzten Verfahren, wie das Sprühen mit Bodenkanonen, sind vergleichsweise unpräzise und die Ausbringgenauigkeit ist zusätzlich von einer Vielzahl äußerer Faktoren wie Winddrift abhängig. Die eingesetzten Insektizide gelangen somit nicht nur auf die befallenen Eichen, sondern auch auf angrenzende Flächen, die eigentlich nicht behandelt werden sollten. Das Umweltbundesamt konstatiert deshalb, dass die Ausbringung von Biozidprodukten im Freiland damit zu einem zum Teil erheblichen Eingriff in den Naturhaushalt führen kann, verbunden mit dem Risiko unannehmbarer Auswirkungen auf die Umwelt, ohne dabei für den Gesundheitsschutz von ausreichendem Nutzen zu sein.

Zuerst sollte aber immer versucht werden, ohne Umwelt-Gifte klar zu kommen. Bei einem geringen Befall sollten daher zunächst mechanische Bekämpfungsmaßnahmen - zum Beispiel das Absaugen, oder Absammeln von Raupen und Gespinsten oder temporäre Sperrungen von betroffenen Gebieten  in Betracht gezogen werden.

Warum nicht die natürlichen Feinde des Eichenprozessionsspinners zur Hilfe nehmen? Blau- und Kohlmeisen sowie Rotkehlchen haben die giftigen Raupen auf ihrem Speisezettel. Durch mehr Nistkästen für diese Vogelarten könnte der Bestand vergrößert und damit die Population der Eichenprozessionsspinner verkleinert werden. Auch durch Nisthilfen für Wildbienen könnten Schlupfwespen angesiedelt werden, die natürliche Feinde der Eichenprozessionsspinner sind. Durch diese kostengünstigen, ökologischen und ungefährlichen Maßnahmen könnte, anstatt Angst vor dem Eichenprozessionsspinner zu verbreiten, zudem das Naturverständnis gefördert werden.

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